SCHULZ

Pflanzen im Kies

Pflanzen im Kies/Geröll wachsen zu lassen, bedeutet sie karg zu halten. Welche sich dafür eignen, ist auch für mich noch eine Entdeckung. Ich gehe davon aus, dass alpine Gewächse (sicher auch nicht alle) sich darin ansiedeln lassen könnte - ähnlich der Situation einer montanen Geröllhalde. Auch Pioniere dürften dieses Milieu schätzen: kaum Nährstoffe, gute Drainage, verschieden grosse Steine bis Sand, eine darauf basierende Temperaturführung. Mit der Zeit bleibt es nicht aus, dass sich Humus bilden wird. Durch das Absammeln von Laub und dem Entfernen von zu viel einheimischen Kräutern kann ich dem entgegen wirken. Ich bin gespannt, wie sich das Bild durch diese anstehenden Veränderungen anpassen wird.

Es handelt sich bei dem Kiesgarten also nicht um das, was zur Zeit oft so benannt wird: In normalem Gartenboden gesetzte Pflanzen (gern mit Präriecharakter) und darauf einen Kiesmulch ausgebracht. Das sieht Dank der homogenen Oberfläche ordentlich aus und verhindert - zumindest anfangs - das Aufkommen von unerwünschten Kräutern. Doch diese werden kommen, und dann wirds ungemütlich. Wir haben es hier mit Kies, Sand und grösseren Steinen zu tun. Erst nach ca. 20-30 cm folgt der ursprüngliche Boden.  Nebst den bereits erwähnten Gewächsen befinden sich viele Zwiebeln (Geophyten) im Boden, die sich auch fleissig aussamen dürfen. Überhaupt bin ich ganz offen für jegliche Dynamik, stehe für Eingriffe bereit, hoffe aber, dass sich das von mir zu Beginn Gestaltete verselbständigt und dadurch einen naturhaften Charakter bekommt. 

Alpine 

Es scheint paradox zu sein, wenn alpine Gewächse mit Aussicht auf das Berner Oberland sich bei mir im Kiesgarten tummeln. Aber es handelt sich auch hier nicht nur um Einheimische, sondern sie kommen auch aus anderen montanen Gegenden dieser Welt. Es muss sich zudem erweisen, welche Alpine diese Situation schätzen werden. Es fehlt ihnen das spezielle Licht, die Luftzusammensetzung, ganz allgemein die harschen Bedingungen der Berge. Und trotzdem meine ich schon jetzt zu erkennen, dass sich viele wohl fühlen und ein ansprechendes Bild formen werden. Ich jedenfalls freue mich auf die Möglichkeit mit dieser Pflanzen-Ausprägung gestalten zu können. Ich hatte in der Vergangenheit des öfteren probiert, sogenannte Polsterstauden und niedrige Vertreter in der Beetgestaltung einzusetzen. Doch häufig wurde ich enttäuscht, da der Boden oft zu mastig ist und die gedrungene Gestalt der Pflanzen darunter leidet. Mit dem Kiesgarten bin ich zuversichtlicher, ihnen die passende Situation bieten zu können. 

Pioniere

Ist eine Fläche, aus welchem Grunde auchimmer, frei für neuen Bewuchs, stellen sich gewisse Pflanzen schnell ein. Ihre Samen werden entweder hierher transportiert oder befinden sich bereits im Boden. Diese sogenannten Pionier-Gewächse zeichnen sich durch einen kurzen Zyklus aus und die Produktion einer grossen Menge Samen, die ihr Fortbestehen sichern soll. Mit diesen dynamischen Vertretern lässt sich meines Erachtens Spannendes machen. So habe ich z.B. Verbascum roripifolium (eine reizende Königskerze, die einen für die Art ungewöhnlichen, sehr lockeren Blütenstandaufbau hat) gesetzt, welcher im fetten Boden nie so richtig gedeihen wollte. Im Kies kam er hervorragend zur Blüte und durfte sich fleissig aussamen. Nun bin ich auf die Keimung gespannt. Auch Dianthus carthousianorum, die Karthäusernelke, hat schon einige Abkömmlinge gezeugt, genauso Armeria alliicea, eine Verwandte der Strandnelke. Es braucht, denke ich, ein gutes Auge dafür, dass sich kein unüberschaubares Chaos bildet. Aber erstmal lassen wir es einfach mal geschehen ...

Drainage

Und dann gibt es Pflanzen, die eine besonders gute Drainage benötigen. Sie hassen unsere nassen, kalten Winter, vor allem, wenn der Boden die Feuchtigkeit zu lange hält. Ein gutes Beispiel ist Kniphofia caulescens, eine stolze Verteterin der Fackellilien aus Süd-Afrika. Ihr Laub erinnert einen schon fast an Yuccas. So las ich von einem Tipp im Umgang mit dieser Art, dass man deren Wurzeln am besten im Kies versenken kann, bevor sie mit dem normalen Gartenboden in Berührung kommen. Somit habe ich die von mir durch Aussaat herangezogenen Exemplare ins Kiesbeet gesetzt, wo sie sich bislang sehr wohl fühlen und sogar geblüht haben. Ob sie diesen Winter überleben werden, muss ich noch abwarten, aber die Chancen stehen gut. 

Und so gibt es viele andere Gewächse, die auf einen derartig drainierten Standort angewiesen sind. Es ist natürlich nicht das einzige Merkmal der Umgebung, aber bei vielen ein ausschlaggebendes. 

Staudengärtnerei M. Schulz

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